Sell in May and Go Away: Was hinter der alten Börsenweisheit steckt.
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Die Börsenweisheit „Sell in May and go away“ ist eine der bekanntesten Anlagestrategien, die in der Finanzwelt kursieren. Doch was steckt hinter diesem Sprichwort, und ist es tatsächlich ratsam, seine Investitionen im Mai zu verkaufen und sich für den Rest des Jahres zurückzuziehen? In diesem Artikel werden wir die Ursprünge, die Logik und die Evidenz hinter dieser Strategie untersuchen und herausfinden, ob sie auch heute noch relevant ist.

Ursprung und Bedeutung

Die Redewendung „Sell in May and go away“ hat ihren Ursprung in einer alten britischen Börsenweisheit: „Sell in May and go away, and come on back on St. Leger’s Day.“ St. Leger’s Day bezieht sich auf ein Pferderennen, das im September stattfindet. Die Grundidee ist, dass die Sommermonate traditionell schwächere Marktbedingungen mit sich bringen, weshalb es sinnvoll sein könnte, seine Aktien im Mai zu verkaufen und erst im Herbst wieder einzusteigen.

Die Logik hinter der Strategie

Die Theorie hinter „Sell in May and go away“ basiert auf der Annahme, dass die Börsen in den Sommermonaten tendenziell schlechter abschneiden. Dies wird oft mit einer geringeren Handelsaktivität während der Urlaubszeit begründet, was zu geringerer Liquidität und potenziell höherer Volatilität führen kann. Viele Anleger und institutionelle Investoren nehmen sich in den Sommermonaten eine Auszeit, was die Handelsvolumina reduziert und die Marktbewegungen weniger vorhersehbar macht.

Historische Performance

Um die Wirksamkeit dieser Strategie zu beurteilen, ist es sinnvoll, einen Blick auf historische Daten zu werfen. Verschiedene Studien haben die Performance des Aktienmarktes in den Sommermonaten im Vergleich zu den übrigen Monaten untersucht. Eine umfassende Analyse zeigt, dass die Renditen in den Sommermonaten tendenziell niedriger sind als in den anderen Monaten des Jahres.

Ein Beispiel ist der amerikanische S&P 500 Index. Daten von 1950 bis 2020 zeigen, dass die durchschnittliche Rendite von Mai bis Oktober geringer ist als die von November bis April. Dies unterstützt die Theorie, dass die Sommermonate weniger profitabel sind.

Kritische Stimmen und Gegenargumente zu „Sell in May and go away“

Obwohl historische Daten eine gewisse Unterstützung für die „Sell in May“-Strategie bieten, gibt es auch zahlreiche Kritiker. Einige argumentieren, dass die Märkte heute globaler und effizienter sind, was saisonale Anomalien weniger relevant macht. Zudem können Transaktionskosten und steuerliche Implikationen das Potenzial dieser Strategie schmälern.

Ein weiterer Punkt der Kritik ist, dass vergangene Performance keine Garantie für zukünftige Ergebnisse ist. Die Märkte werden von unzähligen Faktoren beeinflusst, und saisonale Trends können von Jahr zu Jahr variieren. Einige Jahre mögen die „Sell in May“-Strategie bestätigen, während andere Jahre das Gegenteil zeigen.

Moderne Interpretationen und Anpassungen

Einige moderne Investoren haben die traditionelle „Sell in May“-Strategie angepasst, um sie besser an heutige Marktbedingungen anzupassen. Anstatt ihre gesamten Portfolios im Mai zu verkaufen, könnten Anleger ihre Positionen reduzieren oder in weniger volatile Anlageklassen umschichten. Eine andere Anpassung könnte die Nutzung von Absicherungsinstrumenten wie Optionen sein, um sich gegen mögliche Verluste in den Sommermonaten zu schützen.

Fazit

„Sell in May and go away“ ist eine alte Börsenweisheit, die auf historischen saisonalen Trends basiert. Während die Theorie durch historische Daten gestützt wird, ist sie keineswegs eine narrensichere Strategie. Moderne Märkte und individuelle Anlegerbedürfnisse erfordern oft eine differenziertere Herangehensweise. Investoren sollten sich nicht ausschließlich auf saisonale Trends verlassen, sondern eine ganzheitliche Anlagestrategie verfolgen, die ihre langfristigen Ziele und Risikobereitschaft berücksichtigt.

In einer sich ständig verändernden Finanzwelt ist es wichtig, informiert und flexibel zu bleiben. Die Redewendung „Sell in May and go away“ kann ein nützlicher Anhaltspunkt sein, sollte jedoch niemals als einziges Entscheidungskriterium dienen. Am Ende des Tages sind fundierte Analysen und eine wohlüberlegte Anlagestrategie der Schlüssel zum Erfolg.